Das Walliser Bergdorf Zinal ist umgeben von fünf über 4000 Meter hohen Gipfeln. Hier findet seit 1973 jährlich der Yogakongress der Europäischen Yogaunion (EUY) statt.
Die Präsidentin der Europäischen Yoga Union (EUY), Dagmar Blight, eröffnete den diesjährigen Yogakongress am Sonntagabend im großen Saal der Gemeinde Zinal. Sie begrüßte die 300 teilnehmenden Yogis und Yoginis, die aus ganz Europa anreist waren. Auch stellte sie die 14 Referentinnen und Referenten aus unterschiedlichen Europäischen Yogaverbänden vor. Ins Kongressthema, Prana, die Lebenskraft, führte der Ehrengast, Siddharta Krishna, ein. Es folgte eine musikalische Darbietung, Prana wecken durch Musik, von Martha und Sergi aus dem Ganesha-Projekt.
Prana belebt alle Lebewesen. Seine Wirkkraft, seine Funktionen bzw. Bewegungen in Körper und Geist durch Yoga- und Atemübungen sowie Meditationen zu erahnen und erspüren – dafür gab es von Montag bis Freitag Yogapraxis von 7.00 bis 8.30 Uhr und von 17.00 bis 18.30 Uhr. Vorträge und Workshops fanden von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 14.30 bis 16.30 Uhr statt.
Natürlich war es möglich, jeden Tag eine andere Yogaklasse bzw. einen anderen Vortrag bzw. Workshop zu besuchen. Ich entschied mich diesmal, bei zwei Referentinnen zweimal am Tag zu lernen.
Bei Susanne Bohrmann-Fortuzzi entdeckten wir im Laufe der Woche die Zusammenhänge zwischen Atem, Köper und Stimme. Kleinste Bewegungen, Lockerungs- und Gleichgewichtsübungen, Gehmeditationen mit Tönen der Chakrenvokale, Mantrarezitation und das Om-Tönen ließen die feinen Energien – Prana – fließen. Auch Obertöne entstanden und es war Raum für Gespräche und theoretische Hintergründe.
Bei Adelheid Ohlig erforschten wir, wie Prana auf die fünf verschiedenen Arten, die Vayus (Prana, Apana, Samana, Udhana und Vyana) in unserem Körper wirkt. An jedem der fünf Tage war eines der fünf Qualitäten dran. Dazu leitete sie Yogahaltungen, teils mit Bandhas, Atemübungen und Bewegungsfolgen aus dem Luna Yoga an und übertrug ihre Freude an die Teilnehmenden. Um auch für gute Bewegung des Geistes zu sorgen, las sie jeden Tag einen passenden Text vor: vier Gedichte und einen langen Text aus dem Arthavaveda, einer der ältesten Schriften der altindischen Heilkunst. Es lohnt sich, diesen Gedanken nachzulesen und auf sich wirken zu lassen, denn sie machen die Verbindung zwischen Prana und Schöpfungsenergie, Prana und der göttlichen Kraft bewußt.
Alle Teilnehmenden bekamen ein Kongress-Buch: ein gebundenes Buch mit vielen leeren Seiten für eigene Notizen und einige Seiten mit inspirierenden Worten der Lehrenden über Prana. Nicht nur die Zitate, auch die vollständigen Texte sind auf der EYU-Website nachzulesen.
Das Abendprogramm war ebenfalls vielfältig: am Dienstagabend Meet&Greet der europäischen Yogaverbände, am Mittwochabend ein Konzert, am Dienstag- und Donnerstagabend Runde Tische in den Sprachen Englisch und Französisch. Am Montagabend zum Vollmond ein Blue-Moon-Ritual von Adelheid, bei dem im Gehen die Naturkräfte erlebt, die Planeten gegrüßt und ein Mondlied im Kanon gesungen wurde.
Bei der Abschlusszeremonie am Freitagabend dankte Karin Svitak im Namen des Organisationsteams allen Mitwirkenden. Der frisch gewählte EUY-Präsident, Dmitry Danilov, lud zum 52. Europäischen Yogakongress in Zinal ein, bei dem vom 17. bis 22. August 2025 das Thema: abhyâsa-vairâgyâ-bhyâm – Yogapraxis und Loslassen – im Mittelpunkt stehen wird. Im großen Kreis, singend und tanzend und den Friedensgedanken bestärkend, klang die Yogawoche aus.
Und da dieses Jahr acht BYÖ-Mitglieder an der Yogawoche teilnahmen, gab es ein Österreich-Treffen am vorletzten Abend. Es war schön, sich zu begegnen und sich auszutauschen.
Die Zinal-Yogawoche erlebe ich jedes Jahr als inspirierend, belebend und bestärkend. Es fühlt sich gut an, in der großen europäischen Yogagemeinschaft miteinander weiter zu lernen.
Gyöngyi Hajdu, Wien, 12.9.2024